Webinar: Der Weg zur B Corp-Zertifizierung und Emissionsreduktion
Veranstaltet von Plan A & B Lab Germany – Auszugsweises Interviewprotokoll
Am 25. April 2024 veranstalteten Plan A und B Lab Germany gemeinsam ein Gespräch an der Schnittstelle von Klimaverantwortung und unternehmerischem Impact. Als führende Plattform für CO₂-Bilanzierung und Dekarbonisierung unterstützt Plan A Hunderte von Unternehmen dabei, ihre Unternehmensemissionen zu erfassen und zu reduzieren. B Lab Germany, die verantwortliche Organisation für die B Corp-Zertifizierung, befähigt Unternehmen, mit Sinnhaftigkeit zu führen und die höchsten verifizierten Standards in sozialer und ökologischer Leistung zu erfüllen. In diesem Live-Event erläuterten die beiden Organisationen, wie Emissionsdaten und Verantwortlichkeit mit der B Corp-Rezertifizierung zusammenhängen, wie neue Standards weltweit die Messlatte für Unternehmen anheben und wie verbesserte Tools sowie eine wachsende politische Dynamik einen Wendepunkt für echten Fortschritt schaffen.
Plan A Co-Founder Nathan Bonnisseau sprach mit Armelle Duvieusart, Community und Impact Lead von B Lab Germany, darüber, was diese Veränderungen für Unternehmen bedeuten, wie man die Reise beginnt und warum sich Unternehmen parallel zu steigenden Erwartungen der Stakeholder weiterentwickeln müssen. Im Folgenden finden Sie eine gekürzte Fassung dieses Gesprächs. Die vollständige Aufzeichnung des Webinars können Sie unten abrufen.
Die Entscheidung zur Zertifizierung
Nathan Bonnisseau:
Plan A wurde bereits 2021 als B Corp zertifiziert, was für uns ein großer Meilenstein war, denn es war wie ein Blick in den Spiegel. Wir hatten unsere Kunden dabei unterstützt, den Impact ihrer Unternehmen aus Umweltsicht zu verstehen – und dann konnten auch wir uns fragen: Wie sieht unser eigener Impact aus?
Dieser Prozess hat uns wirklich verändert. Die Impact-Bewertung hat uns aufgezeigt, wo bereits bewährte Praktiken vorhanden sind und wo noch Handlungsbedarf besteht. Und jetzt befinden wir uns in der Rezertifizierung – dadurch erleben wir, wie die Anforderungen weiter steigen.
Armelle Duvieusart:
Ja, und ich liebe, was du gesagt hast: Es ist ein Spiegel. Das Schöne an der Bewertung ist, dass man nicht perfekt sein muss, um zertifiziert zu werden. Man muss sich nur dazu verpflichten, besser zu werden. Es ist keine einmalige Sache. Man kann mit den heute bestehenden Standards einsteigen und hat die Zeit und die Werkzeuge, sich im Laufe der Jahre zu verbessern.
Und das ist ein zentraler Punkt für uns bei B Lab: Es geht nicht darum zu sagen „Ich bin angekommen“, sondern darum zu sagen „Ich bewege mich in die richtige Richtung.“
Die neuen B Corp-Standards: „Höhere Anforderungen bedeuten größeren Impact.“
AD:
Wir erleben gerade die bisher größte Veränderung unserer Standards. Bisher basierte die B Corp Zertifizierung auf einem Punktesystem – 200 Fragen, und man musste 80 Punkte erreichen. Dadurch war eine Zertifizierung auf verschiedenen Wegen möglich.
Wir haben erkannt, dass dies nicht immer zu den besten Ergebnissen führte. Einige Unternehmen überzeugten in einem Bereich, erfüllten aber in anderen nicht einmal die Mindestanforderungen. Die neuen Standards legen in sieben zentralen Themenbereichen ein Mindestniveau fest, das jede B Corp erreichen muss. Diese Änderung erhöht die Anforderungen deutlich.
Hinweis:
Es ist der Übergang von einem modularen „Wähle-deinen-Weg“-System hin zu einem, das verbindlich festlegt, wie ein gutes Unternehmen in allen Bereichen aussieht. Und das ist großartig, denn viele Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, fragen: „Wie sieht eigentlich gut aus?“ Jetzt erhalten sie endlich klarere Antworten.
AD:
Genau. Unternehmen werden jetzt in Bereichen wie Klimaschutz, Menschenrechte, Mitarbeiterbeteiligung, Unternehmensführung und Risikostandards bewertet. Dabei müssen sie in allen diesen Bereichen eine Mindestanforderung erfüllen – nicht nur in einigen wenigen.
Es ist ambitionierter – und zugleich wirkungsvoller. Denn höhere Ansprüche bedeuten größeren Impact.
Klimaschutz als Kernanforderung
Hinweis:
Eines der sieben Themen ist das Klima. Genau hier überschneidet sich unsere Arbeit bei Plan A besonders stark mit der von B Lab. Bei Plan A unterstützen wir Unternehmen dabei, ihre Emissionen zu berechnen, Dekarbonisierungsstrategien zu entwickeln und Fortschritte im Zeitverlauf zu verfolgen. Und was für uns ganz klar ist: Das funktioniert nur, wenn das Unternehmen bereit ist, echte Veränderungen umzusetzen – ganz im Sinne des B Corp-Modells.
AD:
Ja, und in den neuen Standards ist Klimaschutz keine Option mehr. So müssen beispielsweise größere Unternehmen – mit über 250 Mitarbeitenden oder einem Umsatz von mehr als 75 Mio. € – ihre Scope 1-, 2- und 3-Emissionen offenlegen und innerhalb von drei Jahren nach der Zertifizierung einen Reduktionsplan vorlegen, der an wissenschaftlich fundierten Zielen ausgerichtet ist.
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Hinweis:
Das ist ein großer, aber notwendiger Schritt. Besonders Scope 3 kann für Unternehmen eine Herausforderung darstellen. Er umfasst die gesamte Lieferkette, die eingekauften Güter und Dienstleistungen sowie die Geschäftsreisen. Aber wie wir bei Plan A sagen: Man kann nur das reduzieren, was man auch misst.
Wir hören oft von Unternehmen, dass sie sich verbessern wollen, aber sie stecken in Excel-Tabellen oder groben Schätzungen fest. Genau hier kommen Software und verlässliche Methoden ins Spiel. Sie brauchen Nachvollziehbarkeit. Sie müssen prüfungsfähig sein.
Wem gehört die Reise? Allen.
Hinweis:
Ein Thema, das wir mit unseren Kunden häufig besprechen, ist: „Wer übernimmt dafür intern die Verantwortung?“ Wenn Nachhaltigkeit nur von einer einzelnen, wenig erfahrenen Person ohne Budget oder Einfluss vertreten wird, bewegt sich nichts. Involviert hingegen die Führungsebene und wird Nachhaltigkeit als zentrale Geschäftsaufgabe behandelt, entsteht Dynamik.
AD:
Genau. Wir empfehlen Unternehmen, die Führungsebene von Anfang an einzubeziehen. Außerdem beobachten wir in unserer Community, dass sich die Menschen gegenseitig unterstützen möchten. Es gibt ein starkes Netzwerk unter Gleichgesinnten, und viele zertifizierte Unternehmen übernehmen die Rolle von Fürsprechern und Mentor:innen.
Die Bedeutung von Größe und Reifegrad
AN:
Wir haben auch größenangepasste Erwartungen berücksichtigt. Von kleineren Unternehmen wird nicht erwartet, dass sie alles auf einmal umsetzen. Für sie reicht es aus, von Anfang an einen glaubwürdigen Plan vorzulegen. Größere Unternehmen oder solche, die während des Zertifizierungszeitraums wachsen, müssen ihre Maßnahmen entsprechend skalieren.
NB:
Das ist eine wirklich kluge Designentscheidung. Denn wir haben gesehen, wie kleine Teams Großartiges leisten – während große Unternehmen oft Schwierigkeiten haben, über Abteilungsgrenzen hinweg alle an Bord zu holen. Es geht dabei nicht nur um Ressourcen, sondern vor allem um Willenskraft und Klarheit.
Interoperabilität: kein weiteres Framework
Hinweis:
Eines der größten Probleme, die wir auf dem Markt beobachten, ist die Überforderung durch zahlreiche Rahmenwerke. Da gibt es CSRD, GHG Protocol, CDP, SBTi, ESRS… Unternehmen fragen uns: „Müssen wir alle erfüllen?“ Was wir bei Plan A angestrebt haben, ist Interoperabilität. Eine Datenquelle, viele Ausgaben.
AD:
Genau, und bei der Überarbeitung unserer Standards haben wir das bewusst berücksichtigt. Wir orientieren uns stärker an globalen Rahmenwerken wie GRI und CDP, damit Unternehmen ihr Reporting vereinfachen können. Wenn sie bereits an ein Framework berichten, müssen sie nicht von null anfangen.
Hinweis:
Vertrauen spielt ebenfalls eine große Rolle. Wenn Sie Investoren, Prüfern und Ihrem eigenen Team nachweisen können, dass Ihre CO₂-Daten überprüfbar, wissenschaftlich fundiert und über verschiedene Rahmenwerke hinweg vergleichbar sind – ist das ein großer Erfolg.
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Wir empfehlen Unternehmen immer: Beginnen Sie einfach damit, das B Impact Assessment zu öffnen. Es ist kostenlos. Sie können die Fragen in Ruhe durchgehen und sehen sofort, wo Sie stehen. Das ist an sich schon ein wertvoller Lernprozess.
Hinweis:
Da stimme ich voll und ganz zu. Viele Unternehmen verhaken sich in der Vorstellung, Nachhaltigkeit von Anfang an „perfekt“ umsetzen zu müssen. Aber eigentlich muss man einfach anfangen. Dann erhält man Feedback. Und dann verbessert man sich.
Handlungszeit verkürzen
Hinweis:
Berichterstattung allein löst nichts. Emissionen zu erfassen, bedeutet nicht automatisch, auch zu handeln. Deshalb arbeiten wir stets gemeinsam mit Unternehmen daran, Erkenntnisse in Strategien zu übersetzen – sei es durch die Festlegung von Reduktionszielen, die Integration des Klimaschutzes in die operativen Abläufe oder die Schulung der Teams.
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Und genau hier schafft B Corp zusätzlichen Mehrwert. Es geht nicht nur um Transparenz. Es geht darum, nachhaltige Praktiken im gesamten Unternehmen zu verankern – vom Vorstand bis zu den Mitarbeitenden.

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Das Besondere an B Corp ist der Gemeinschaftsaspekt. Wir zertifizieren Unternehmen nicht nur und entlassen sie dann in den Markt. Stattdessen laden wir sie in ein Netzwerk gleichgesinnter Unternehmen ein. Dazu gehören Onboarding-Gespräche, Austausch unter Kollegen, Wissensveranstaltungen und kontinuierliche Unterstützung.
Hinweis:
Ja, das haben wir auf jeden Fall erlebt. Egal ob man von anderen lernt, Tools austauscht oder einfach weiß, dass man nicht allein ist – das motiviert ungemein.
Blick nach vorn: Politik, Technologie und Dynamik
Hinweis:
Ein Unterschied, den ich im Bereich Nachhaltigkeit im Vergleich zu anderen Bereichen sehe, ist die Angst vor dem Scheitern. Im Produktbereich testet man etwas, es funktioniert nicht, man verbessert es. In der Nachhaltigkeit hingegen lastet eine moralische Verantwortung – wenn die Emissionen in einem Jahr steigen, gilt man als gescheitert. Das kann dazu führen, dass Menschen nicht offen und transparent kommunizieren.
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Genau. Und das ist das Problem. Denn wir brauchen Transparenz. Wir brauchen Unternehmen, die sagen: „Wir haben es versucht, es hat nicht funktioniert, das lernen wir daraus.“ So entsteht Fortschritt.
Hinweis:
Deshalb denke ich, dass diese Bewegung mehr Demut und Experimentierfreude annehmen muss. Niemand hat alle Antworten. Doch gemeinsam können wir bessere finden.
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Auch die Rahmenbedingungen entwickeln sich weiter – Corporate Sustainability Reporting Directive, Lieferkettengesetze, CO₂-Preisgestaltung. Das setzt Unternehmen unter Druck, schafft aber gleichzeitig Dynamik.
Hinweis:
Ja, und mit steigenden Anforderungen verbessern sich auch die Werkzeuge. CO₂-Bilanzierungsplattformen werden immer besser, Nachhaltigkeitsteams wachsen, und immer mehr Menschen erkennen, dass es dabei nicht nur um Risiken geht, sondern um Wertschöpfung. Unternehmen, die das richtig angehen, sind klar im Vorteil.
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Wir setzen neue Maßstäbe, weil es die Welt verlangt. Und wir möchten, dass jedes Unternehmen, ob groß oder klein, weiß: Ihr schafft das. Ihr seid nicht allein – Gemeinschaften unterstützen euch dabei.
Hinweis:
Egal, ob Sie Ihre erste CO₂-Bilanz erstellen oder die zweite B Corp-Rezertifizierung angehen – fangen Sie einfach an. Nutzen Sie die Tools. Tauschen Sie sich mit der Community aus. Gehen Sie den nächsten Schritt.
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