CO₂-Bilanzierung ist zur Grundlage unternehmerischer Klimaschutzmaßnahmen geworden. Strenge Standards ermöglichen es Unternehmen, ihre Treibhausgasemissionen systematisch zu erfassen, zu steuern und zu reduzieren.
Das Greenhouse Gas (GHG) Protocol Corporate Standard gilt weltweit als der Maßstab für die CO₂-Bilanzierung in Unternehmen. Seit seiner Einführung im Jahr 1998 hat dieses Rahmenwerk die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Emissionen erfassen, grundlegend verändert und bietet die wissenschaftliche Genauigkeit sowie methodische Konsistenz, die für eine effektive Dekarbonisierung erforderlich sind.
Legen wir los!
Das GHG Protocol Corporate Standard verstehen
Der GHG Protocol Corporate Standard bildet das Fundament für globale Praktiken der CO₂-Bilanzierung. Dieser Standard wurde in einer Partnerschaft aus Unternehmen, NGOs, Regierungen und akademischen Einrichtungen entwickelt und bietet Unternehmen eine schrittweise Anleitung zur Erfassung und Berichterstattung ihrer Treibhausgasemissionen.
Es basiert auf fünf grundlegenden Prinzipien, die eine glaubwürdige Emissionsberichterstattung gewährleisten:
- Die Relevanz stellt sicher, dass die Treibhausgasbilanz das tatsächliche Emissionsprofil des Unternehmens widerspiegelt und die Entscheidungsprozesse sowohl des internen Managements als auch externer Anspruchsgruppen unterstützt. Das bedeutet, dass Grenzen für die Bilanzierung gewählt werden, die die unternehmerische Realität abbilden und nicht allein rechtlichen Strukturen folgen.
- Vollständigkeit erfordert die Erfassung aller Emissionsquellen innerhalb der festgelegten Grenzen sowie eine transparente Offenlegung etwaiger Ausnahmen. Unternehmen dürfen nicht nach Belieben auswählen, welche Emissionen sie einbeziehen, um sich bequeme oder vorteilhafte Ergebnisse zu sichern.
- Konsistenz erfordert den Einsatz standardisierter Methoden über verschiedene Zeiträume hinweg, um aussagekräftige Vergleiche und Fortschrittsverfolgungen zu ermöglichen. Ändern sich die Methoden, müssen Unternehmen diese Anpassungen transparent dokumentieren und historische Daten neu berechnen.
- Transparenz erfordert eine sachliche Berichterstattung mit nachvollziehbaren Prüfpfaden, offengelegten Annahmen und passenden Methodikverweisen. Die Stakeholder sollten nachvollziehen können, wie die Emissionen berechnet wurden und welche Unsicherheiten dabei bestehen.
- Genauigkeit stellt sicher, dass die Quantifizierung systematische Über- oder Untererfassungen vermeidet und die Unsicherheiten so weit wie möglich reduziert werden. Perfekte Präzision wird nicht erwartet, doch durch konsistente Methoden wird eine verlässliche Entscheidungsgrundlage geschaffen.

Emissionsklassifizierung und Methodiken auf Basis der Scopes
Die wichtigste Innovation des Corporate Standards besteht in der systematischen Einteilung der Emissionen in drei klar abgegrenzte Scopes. Dieses Rahmenwerk verhindert eine doppelte Erfassung und gewährleistet zugleich eine umfassende Abdeckung sowohl der direkten als auch der indirekten Emissionen.
Scope 1: Direkte Emissionen aus eigenen oder kontrollierten Quellen
Unternehmen berechnen Scope-1-Emissionen typischerweise mithilfe von brennstoffbasierten Methoden, indem sie Emissionsfaktoren auf die Brennstoffverbrauchsdaten anwenden. So würde beispielsweise eine Produktionsanlage, die Erdgas in Kesseln verbrennt, den Gasverbrauch mit dem entsprechenden Emissionsfaktor multiplizieren, um die CO₂-Emissionen zu ermitteln. Anspruchsvollere Anlagen nutzen zur höheren Genauigkeit möglicherweise eine kontinuierliche Emissionsüberwachung oder Massenbilanzen.
Scope 2: Indirekte Stromemissionen
Der Corporate Standard verlangt, dass Scope-2-Emissionen mittels zwei Methoden berichtet werden: Standortbasierte Berechnungen mit durchschnittlichen Emissionsfaktoren des Stromnetzes sowie marktbasierte Berechnungen mit lieferantenspezifischen Faktoren aus Herkunftsnachweisen für erneuerbare Energien oder Stromlieferverträgen. Dieser doppelte Ansatz ermöglicht es Unternehmen, sowohl ihren tatsächlichen Netzeinfluss als auch ihre Bemühungen zur Beschaffung erneuerbarer Energien darzustellen.
Scope 3: Emissionen in der Wertschöpfungskette
Für viele Unternehmen machen die Scope-3-Emissionen mehr als 70% der Gesamtemissionen aus, was sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil umfassender Klimastrategien werden lässt. Die Erfassung dieser Emissionen erfordert jedoch ausgefeilte Methoden, die von lieferantenspezifischen Datenerhebungen bis hin zu ausgabebasierten Berechnungen unter Verwendung wirtschaftlicher Input-Output-Modelle reichen.
Das Verständnis der Scope- und Emissionskategorien von Treibhausgasen (GHG) setzt voraus, dass erkannt wird, dass verschiedene Berechnungsmethoden je nach Situation unterschiedlich geeignet sind. Unternehmen beginnen in der Regel mit aktivitätsbasierten Berechnungen, wenn spezifische Verbrauchsdaten vorliegen, und greifen für Kategorien ohne detaillierte Daten auf ausgabenbasierte Verfahren zurück. Entscheidend ist dabei, die angewandten Methoden klar zu dokumentieren und die Datenqualität im Laufe der Zeit kontinuierlich zu verbessern.

Die konsequente CO₂-Bilanzierung mithilfe von Technologie umsetzen
Unternehmen, die den Corporate Standard umsetzen, stehen vor erheblichen praktischen Herausforderungen. Die Datenerfassung an zahlreichen Standorten, komplexe Berechnungen verschiedener Emissionsquellen sowie die Sicherstellung von Konsistenz über die Zeit verlangen leistungsfähige Systeme und Prozesse.
Fortschrittliches CO₂-Bilanzierungswerkzeug begegnet diesen Herausforderungen systematisch. Wie Johannes Weber, Director of Sustainability Solutions bei Plan A, erklärt:
Im Gegensatz zu umständlichen internen Lösungen, die auf Tabellenkalkulationen basieren, bietet moderne Software eine effiziente Datenerfassung, präzise Emissionsberechnungen, eine optimierte Datenintegration über Abteilungsgrenzen hinweg sowie erhöhte Transparenz für alle Stakeholder. Dadurch lassen sich erhebliche Zeit- und Kostenersparnisse realisieren, gleichzeitig wird die Markenresilienz gestärkt und Risiken im Zusammenhang mit Compliance und Nachhaltigkeitsverpflichtungen minimiert.
Wesentliche Merkmale für die Einhaltung des Corporate Standard
Professionelle CO₂-Bilanzierungsplattformen bieten eine Reihe entscheidender Funktionen, die manuelle Methoden nicht erreichen können:
Automatisierte Datenintegration eliminiert den zeitaufwändigen Prozess, Tabellenkalkulationen von mehreren Standorten zusammenzutragen. APIs verbinden sich direkt mit Energiemanagementsystemen, Versorgungsdatenbanken und Finanzsystemen, um Verbrauchsdaten automatisch abzurufen. Dadurch werden Fehler minimiert und gleichzeitig Echtzeitaktualisierungen gewährleistet.
Zertifizierte Berechnungsmethoden gewährleisten die Einhaltung der Anforderungen des GHG Protocol. Führende Plattformen wie Plan A lassen sich durch unabhängige Dritte zertifizieren, um zu bestätigen, dass ihre Berechnungsansätze den internationalen Standards entsprechen. Dies schafft Vertrauen darin, dass die Ergebnisse den Vorgaben für Offenlegung und Prüfung genügen.
Qualitätsmanagementsysteme setzen die Prinzipien der Konsistenz und Genauigkeit durch automatisierte Prüfungen und Audit-Trails um. Die Plattform verfolgt Datenquellen, Berechnungsmethoden und Veränderungen im Zeitverlauf und erstellt damit die erforderliche Dokumentation für die externe Prüfung.
Flexible Berichtsoptionen erfüllen die vielfältigen Anforderungen verschiedener Stakeholder – von internen Managementberichten bis hin zu regulatorischen Offenlegungen. Unternehmen können Scope-2-Berechnungen sowohl nach Standort als auch nach Markt durchführen, Fortschritte gegenüber Zielvorgaben verfolgen und Daten in den von den Offenlegungsrahmen geforderten Formaten exportieren.
Der Ansatz von Plan A zur Umsetzung des Corporate Standard
Die CO₂-Management-Plattform von Plan A begleitet den gesamten Lebenszyklus der Implementierung des Corporate Standards – von der ersten Bestandsaufnahme über die kontinuierliche Zielverfolgung bis hin zur Planung der Dekarbonisierung.
Die Datenerfassungsfunktionen der Plattform bewältigen komplexe Organisationsstrukturen durch flexible Werkzeuge zur Abgrenzung. Unternehmen können operative von finanziellen Kontrollansätzen unterscheiden und diese einheitlich über Tochtergesellschaften und Joint Ventures hinweg anwenden. Automatisierte Datenvalidierung verhindert gängige Fehler und sorgt gleichzeitig für Transparenz hinsichtlich Datenqualität und -unsicherheit.
Funktionen für das Nachhaltigkeitsreporting ermöglichen eine transparente CO₂-Offenlegung, die gleichzeitig an mehrere Rahmenwerke angepasst ist. Unternehmen können Berichte erstellen, die dem Corporate Standard entsprechen und sie dabei unterstützen, Anforderungen von CDP, TCFD sowie regulatorischen Vorgaben wie der CSRD zu erfüllen. Dieser integrierte Ansatz reduziert den Berichterstattungsaufwand und gewährleistet gleichzeitig Konsistenz in den Angaben.
Erkunden Sie die Plan A-Plattform mit dieser interaktiven Demo:
Dr. Dzhordzhio Naldzhiev, Leiter Forschung und Politik bei Plan A, betont die wissenschaftliche Grundlage:
In einer Welt mit zunehmender Unternehmensprüfung und Handelskonflikten erfordern Dekarbonisierung und Kostenmodellierung sorgfältig geprüfte Daten und Werkzeuge. Wissenschaftliche Erkenntnisse bilden die Grundlage unserer Plattform, und wir sind stolz darauf, wie wir Dekarbonisierungsoptionen für Unternehmen entwickeln, verstehen und belegen.
Die Effizienzsteigerungen im operativen Bereich sind erheblich. Nathan Bonnisseau, Mitgründer von Plan A, erklärt:
Wenn es diesem Team gelingt, die Zeit für die Erstellung eines vollständigen Berichts um den Faktor 80 zu verkürzen, steht ihnen entsprechend mehr Zeit zur Verfügung, um Strategien auf Basis dieser Daten zu entwickeln.
Diese Effizienz ermöglicht es Nachhaltigkeitsteams, sich auf den Wertbeitrag der Nachhaltigkeit zu konzentrieren, anstatt sich in manueller Datenverarbeitung zu verlieren.
Strategische Dekarbonisierung über die CO₂-Bilanzierung hinaus
Die CO₂-Bilanzierung ist nur der erste Schritt wirksamer Klimamaßnahmen. Die Daten des Corporate Standard legen die Grundlage für die Festlegung wissenschaftlich fundierter Ziele und die Umsetzung systematischer Dekarbonisierungsstrategien, die Geschäftsrisiken minimieren und zugleich operative Verbesserungen vorantreiben.
Zielsetzung mit Daten des Corporate Standard
Robuste Emissionsdaten ermöglichen es Unternehmen, glaubwürdige Reduktionsziele zu formulieren, die Ambitionen und Umsetzbarkeit in Einklang bringen. Der Corporate Standard unterstützt sowohl absolute Ziele (Reduktion der Gesamtemissionen um einen bestimmten Betrag) als auch Intensitätsziele (Reduktion der Emissionen pro Einheit der Geschäftstätigkeit).
Die Festlegung wissenschaftlich fundierter Ziele erfordert das Verständnis der Emissionsgrundlagen in allen drei Scopes, die Identifizierung der bedeutendsten Emissionsquellen sowie die Entwicklung von Reduktionspfaden, die mit den Erkenntnissen der Klimawissenschaft übereinstimmen. Für Unternehmen, bei denen die Scope-3-Emissionen mehr als 40 % der Gesamtemissionen ausmachen, müssen diese Emissionen der Wertschöpfungskette in den Zielen abgedeckt werden, damit sie als wissenschaftlich fundiert gelten.
Plan A's Zielsetzungsfunktionen ermöglichen es Unternehmen, verschiedene Szenarien zu modellieren und die Machbarkeit verschiedener Dekarbonisierungspfade zu bewerten. Die Plattform verknüpft Unternehmenswachstumsprognosen mit Emissionsvorhersagen, um Unternehmen bei der Festlegung von Zielen zu unterstützen, die erwartete betriebliche Veränderungen berücksichtigen und gleichzeitig die Umweltintegrität gewährleisten.
Kontinuierliche Dekarbonisierungsstrategien umsetzen
Eine wirkungsvolle Dekarbonisierung erfordert eine systematische Aktionsplanung für alle Emissionsquellen, die im Rahmen der CO₂-Bilanzierung nach Corporate Standard ermittelt wurden. Unternehmen setzen in der Regel zunächst auf Maßnahmen mit hoher Wirkung und geringen Kosten, bevor sie sich der komplexeren Emissionen in der Wertschöpfungskette durch Lieferantenbeteiligung und Produkt-Neugestaltung widmen.
Effizienzsteigerungen im Energieverbrauch liefern oft die schnellsten Renditen auf Investitionen. Die Daten des Corporate Standard helfen dabei, die energieintensivsten Standorte und Prozesse zu identifizieren, sodass gezielte Effizienzprogramme umgesetzt werden können. Unternehmen können die Emissionswirkung der Effizienzmaßnahmen über ihr CO₂-Bilanzierungssystem verfolgen und damit die Investitionsrentabilität gegenüber der Geschäftsleitung nachweisen.
Die Beschaffung erneuerbarer Energien wirkt sich auf Scope 2-Emissionen aus, indem sie über Stromabnahmeverträge, Herkunftsnachweise oder die Eigenerzeugung vor Ort realisiert wird. Der doppelte Berichtsansatz des Corporate Standard für Scope 2 ermöglicht es Unternehmen, Stakeholdern sowohl ihre Netzwirkungen als auch ihre Führungsrolle im Bereich erneuerbare Energien transparent aufzuzeigen.
Die Einbindung der Lieferkette adressiert die häufig größte Emissionskategorie durch Partnerschaften mit Lieferanten. Unternehmen nutzen ihre Scope-3-Daten, um die Engagement-Maßnahmen zu priorisieren und konzentrieren sich dabei auf Lieferanten mit dem größten Emissionsimpact und dem höchsten Verbesserungspotenzial.
Das Dekarbonisierungsmodul von Plan A wandelt Emissionsdaten in umsetzbare Reduktionsstrategien um. Nathan Bonnisseau unterstreicht die Bedeutung messbarer Maßnahmen:
Ein entscheidender Aspekt der Dekarbonisierung ist, dass die ausgewählten Maßnahmen sich auch in der von Ihnen genutzten Plattform nachvollziehen lassen. Es sollte ein geschlossener Kreislauf entstehen zwischen der Datenerfassung, der Analyse im Reporting zur Interpretation der Daten, der Auswahl von Maßnahmen zur optimalen Nutzung der Chancen in Ihrem Unternehmen und der Rückführung dieser Daten in den folgenden Monaten, um zu überprüfen, ob Sie Ihre Organisation tatsächlich transformieren.
Freiwilliges Reporting über Rahmenwerke wie die B Corporation-Zertifizierung schafft Transparenz und Verantwortlichkeit, während es gleichzeitig auf künftige Compliance-Anforderungen vorbereitet. Wie Nathan Bonnisseau feststellt:
Das freiwillige Reporting, das wir beispielsweise über die B Corporation durchführen, hat uns darauf vorbereitet, künftig die relevanten compliance-basierten Berichtspflichten zu erfüllen, die mit dem Wachstum unserer Organisation auf uns zukommen werden.

Weiterentwicklung mit dem Corporate Standard
Der GHG Protocol Corporate Standard bildet die unverzichtbare Grundlage für glaubwürdiges Klimamanagement, doch die Umsetzung erfordert die richtige Kombination aus Fachwissen, Technologie und strategischem Engagement. Unternehmen, die ihre CO₂-Bilanzierung starten, sollten darauf achten, belastbare Systeme zur Datenerfassung aufzubauen, die sowohl den aktuellen Reporting-Anforderungen als auch den zukünftigen Dekarbonisierungsmaßnahmen gerecht werden.
Mit einem umfassenden Scope-1- und Scope-2-Inventar zu beginnen, ermöglicht sofortiges Handeln und baut gleichzeitig Kompetenzen für die komplexere Scope-3-Bilanzierung auf. Mit zunehmender Datenqualität und gereiften Prozessen können Unternehmen ihren Abdeckungsbereich erweitern und die Raffinesse ihrer Reduktionsstrategien steigern.
Der wirtschaftliche Nutzen einer fundierten CO₂-Bilanzierung geht weit über die bloße Erfüllung gesetzlicher Vorgaben hinaus. Unternehmen, die ein systematisches Emissionsmanagement einführen, berichten von gesteigerter operativer Effizienz, verbesserten Beziehungen zu Stakeholdern und einer besseren Vorbereitung auf regulatorische Änderungen. Wie Nathan Bonnisseau im Kontext von B Corporations feststellt, schafft freiwilliges Reporting die Grundlage, um zukünftige verpflichtende Anforderungen zu erfüllen, wenn Unternehmen wachsen und sich die Vorschriften weiterentwickeln.